Die Rockefeller-Story

Sie sind dank des Öl-Unternehmers John D. Rockefeller enorm reich geworden. Nun stecken dessen Erben viel Geld in den Kampf gegen die Erderwärmung.



Foto:  © picture-alliance / brandstaetter images /Austrian Archives (S)


Foto: picture alliance / ullstein bild

John D. Rockefeller 

• Auf den ersten Blick trennen die Männer Welten. Der eine war ein Öl-Tycoon, der andere ist der Ur-Vater der Klima-Aktivisten. Der eine starb 1937 als reichster Mensch der Welt, der andere hält die Konzentration von Vermögen für ein Problem. John D. Rockefeller und Bill McKibben könnten kaum gegensätzlicher sein – und doch sind sie auf erstaunliche Weise miteinander verbunden.

McKibben, ein hagerer, hochgewachsener, extrem hartnäckiger 63-jähriger US-Amerikaner schrieb 1989 „The End of Nature“, eines der ersten Bücher, das ein Massenpublikum über die Erderwärmung aufklärte. Es folgten weitere Titel, unzählbare Artikel und Vorträge zum selben Thema. Irgendwann, so sagte er einmal in einem Interview, sei ihm bewusst geworden, dass mit der Präsentation von Fakten der Kampf gegen die mächtige Industrie, die mit fossilen Rohstoffen Abermilliarden verdient, nicht zu gewinnen ist. Darum habe er begonnen, eine eigene Macht aufzubauen, eine, die sich auf der Straße zeige.

Gemeint ist 350.org, die erste weltweit aktive Klima-Bewegung. McKibben hat sie 2008 gegründet. Ein Jahr danach sorgte sie dafür, dass 5.200 Demonstrationen zeitgleich in 181 Ländern stattfanden. Das Erstaunliche: Erben von John D. Rockefeller spendeten der Protest-Initiative in den vergangenen zwölf Jahren mindestens zwei Millionen Dollar.

Es hat schon eine gewisse Ironie, dass eine Familie, die einst zu den einflussreichsten der USA gehörte, eine Graswurzel-Initiative protegiert, um politisch etwas zu bewegen. Dass es sich bei der Familie um eine Öl-Dynastie handelt, sorgt für zusätzliche Würze. Die Spende an 350.org steht symbolträchtig für den Bruch der Rockefellers mit dem Business, das sie reich gemacht hat. Und dabei ist es nicht geblieben: Mit sehr viel größeren Summen und verschiedenen Methoden setzen sich Familienangehörige und ihre philanthropischen Organisationen heute für den Klimaschutz ein.

Sie haben auch einen erbitterten Kampf gegen Exxon Mobil losgetreten, den heute größten Ölkonzern der USA, einst aus dem Imperium von John D. Rockefeller hervorgegangen. Es ist also ein Kampf gegen das Lebenswerk des eigenen Urahns – mit dessen Erbe.

Solches Engagement kommt nicht überall gut an. Denn es beruht auf enormer sozialer Ungleichheit und kann dazu beitragen, dies zu legitimieren. Was ist also vom Aktivismus der Rockefellers zu halten?

Foto: © picture alliance / Zumapress.com

Kämpft seit 35 Jahren für den Klimaschutz: Bill McKibben, hier im April 2017 bei einer Rede vor dem Kapitol in Washington D.C.

Eine Familie hat ausgesorgt

„Für den Ausstieg aus fossilen Energien zu kämpfen ist für mich eine moralische Verpflichtung“, sagt im Videogespräch Valerie Rockefeller, eine Ur-Urenkelin des Öl-Tycoons. Die 51-Jährige hat Sonderpädagogik studiert und lange als Lehrerin für lernbehinderte Kinder im New Yorker Stadtteil Harlem gearbeitet. Ihren Lebensunterhalt, sagt sie, habe sie nie ganz von selbst verdientem Geld bestritten. „Ich habe wegen meines Erbes keine Schuldgefühle. Vielmehr möchte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben.“

So ähnlich äußern sich mehrere der rund 200 lebenden Nachfahren von John D. Rockefeller. Geld für wohltätige Zwecke zu geben hat in der Familie Tradition. Schon der Firmengründer hatte das ausgiebig getan – jedoch aus anderen Motiven als die heutige Generation. Die Philanthropie der Rockefellers hat in den vergangenen 130 Jahren eine Entwicklung durchgemacht, die den jeweiligen Zeitgeist und die gesellschaftliche Position der Familie widerspiegelt.

Sie haben bereits ein brand eins Konto? Melden Sie sich hier an.

Wir freuen uns, dass Ihnen dieser Artikel gefällt.
Er ist Teil unserer Ausgabe Geld

Geld für alle! – Echte Helden investieren ins Gemeinwohl
Zum Weiterlesen wählen Sie eine dieser Optionen

brand eins 06/2024 (Digital)

7,60 € / einmalig
Meistgewählt

brand eins Abonnement

108,00 € / Jährlich

✓ Print-Ausgabe nach Hause geliefert
✓ Digital-Ausgabe, PDF und E-Book
✓ Zugriff auf das gesamte brandeins-Archiv inkl. Kollektionen
✓ Jederzeit kündbar

Sicher bezahlen mit
Weitere Abos, Schüler- & Studentenrabatte